Texte der Klänge in der Nacht am 7.12.2018

Texte, soweit nicht anders angegeben: Heiko Kuschel. Moderne Texte anderer Autorinnen und Autoren wurden nicht mit abgedruckt.

Lied: Abendlied

Station 1: Mose

Klage in die Dunkelheit

„Schenkst uns Frieden grenzenlos.“
Wie sehnen wir uns,
wie zagen wir,
wie harren wir
nach Frieden
Versöhnung
Freude
Licht!

Du schenkst Frieden, Gott,
grenzenlos.
Doch wir?
Wir machen Grenzen dicht
Wir lassen niemand rein
Frieden? Ist bedroht wie lange nicht.
Frieden grenzenlos?
Nicht in dieser Welt, oh Gott.
Nicht mit uns.

Komm, oh Gott,
Komm, du Gott des Friedens.
Heile uns.
Grenzenlos.

Mose an der Kanzel

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ich bin Mose. #klaengeindernacht

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Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum. Manchmal, in eurer Geschichte, da wäre es gut gewesen, ihr hättet auf dieses Zeichen geachtet.

Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Manche Kriege, manche Katastrophen habe ich schon erlebt, und doch: Heute verfolge ich mit größter Sorge, was ihr aus dieser Welt macht. 324 Sommer habe ich erlebt, doch wenige waren so heiß wie die der letzten zehn, fünfzehn Jahre. Was habt ihr aus dieser Welt gemacht? Wohin soll das führen? Werde ich noch einmal dreihundert Jahre bestehen? Und ihr?

Gott schenkt euch Frieden. Grenzenlos. Aber ihr sucht nur euren Vorteil für den Moment. Eure Bequemlichkeit. Euren Stolz.

Gar nicht will die Ruhe und Freude aufkommen in mir. Die Freude am Advent. Gott kommt zu euch – merkt ihr es noch? Gott kommt in eure Herzen. Macht sie weit!

im angstlicht

Marlies Blauth

Tenorflöte: Improvisation auf "Dies irae, dies illa" und "Ich steh an deiner Krippen hier"

Wohin soll ich gehen

Hanns-Dieter Hüsch

Lied: Meine Seele ist stille (Klaus Heizmann)

Station 2: Hans Werner – Grabmal Wolff von Steinau

Die Stifter

Jan Wagner

Hans Werner, Bildhauer

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Hans Werner, Bildhauer #klaengeindernacht

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Hans Werner ist mein Name. Geboren etwa 1560 in Mechenried. Nein, ihr dürft nicht auf das große Grabmal blicken, das ist das des Ritters Wolff von Steinau. Ich dagegen, ich bin derjenige, der dieses Grabmal geschaffen hat. Ganz oben, im Giebel, seht ihr mich. Da habe ich mich verewigt. Oben im Giebel des Tempelchens, mit Schlägel und Meißel.

Oh ja, ich war ein Großer in meiner Zeit. Heute, bei euch, heißt das: Ich habe einen eigenen Eintrag bei Wikipedia, ja tatsächlich. Ich schuf berühmte Kunstwerke. Das sportal der Plassenburg. Die Grabmäler mehrerer Bamberger Fürstbischöfe, denn ich arbeitete dort für den fürstbischöflichen Hof, bevor ich im Jahre des Herrn 1600 nach Nürnberg zog und dort für reiche Patrizier arbeitete.

Gerne habe ich mich in meinen Kunstwerken selbst dargestellt. Warum auch nicht? Würdet ihr heute von mir erfahren, wenn ich damals aus falscher Bescheidenheit davon abgesehen hätte?

Vor 433 Jahren schuf ich dieses Grabmal für Wolff von Steinau. Ist es nicht kunstvoll gearbeitet? 25 Jahre war ich alt, ungefähr. Ein junger Mann, der dem Tod ein Gesicht gab. Ein Künstler, der schöne Dinge erschuf. Einer, der die Welt gestaltete. Einer, der kunstvolle Schönheit verbreitete.

Was bleibt heute von mir? Die Steine zeugen von meiner Kunst. Meine Arbeiten bleiben. Mein Name auch. Doch was wisst ihr schon davon, wer ich wirklich war? Was mich bewegte? Alles verweht, nichts in Stein gemeißelt davon.

Über Wolff von Steinau aber schwebt ein Band: „Spes mea Christus“. Meine Hoffnung ist Christus. Auch meine Hoffnung war er und ist er. Er ist heute noch so nah, als wär es gestern erst gewesen. Dort, bei ihm, werde ich euch erzählen von mir. Von meinem Leben. Meinen Gedanken. Meinen Hoffnungen. Bald. Wenn eure Zeit gekommen ist.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Grabmal für Wolff von Steinau #klaengeindernacht

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Lied: Weitergehn (Christina Siebert)

Station 3: Gottvater

Gottvater

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Gottvater ist neu hier.

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Ich bin, der ich bin.
Ich werde sein, der ich sein werde.
Viele Namen habe ich, und doch keinen.
Einen Namen, den ihr nicht versteht.
Und einen, den ihr kennt:
Gottvater.

Ich bin es.
Der liebende, lebendige.
Der, der die ganze Welt
alle Schöpfung
in seiner Hand hält.

Noch nicht lange bin ich hier, in dieser Kirche, an dieser Stelle.
Zwei, drei Jahre vielleicht.
In der Gustav-Adolf-Kirche fand man mich,
in der Sakristei,
beim Umbau.
Kein Platz für mich in jener Kirche.
Ich passte nicht zum Stil.
So kam ich hierher, über den Eingang zur Sakristei.
Nahm den Platz ein, den bis vor dreißig Jahren Maria hatte,
die nun im Chorraum steht.

Gerne bin ich nun hier.
Bei euch.
Ich halte die Welt in meiner Hand.
Und segnend breite ich
die andre Hand aus.
Seid gesegnet,
ihr, die ihr hier ein und aus geht.

Gott zieht um

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass Gott gefunden wurde
im Abstellraum der Kirche
im hintersten Schrank
in einer Kiste
voller Staub.

Peinlich berührt
der Pfarrer, die Mesnerin, der Architekt.
„Was machen wir denn nun mit Ihnen, Gott?“
Er passe so gar nicht mehr hinein
in die moderne Gestaltung
Er wirke ja doch schon recht antiquiert
und überhaupt, kann man das heute noch sagen:
Gott hält die ganze Welt in der Hand?

Es begab sich aber zu der Zeit,
dass Gott den Staub von seinen Füßen klopfte,
seine Siebensachen packte,
sein Zepter und die ganze Welt,
und ging.

Aus der Kiste
aus dem Schrank
aus dem Abstellraum der Kirche
hinaus in die Welt.

Und die Welt ward hell
und freundlich
und friedlich
und voller Gnade
und Segen
und Freude.
Und es war:
Der Himmel auf Erden.

Und Gott fand die Welt
und siehe, sie war sehr gut.

Veni Creator Spiritus

Huub Osterhuis

Jesaja 40

Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.

Jes 40, 31

Lied: Amazing grace

Station 4: Matthäus an der Kanzel

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Matthäus #klaengeindernacht

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Matthäus

Matthäus ist mein Name. Der Evangelist. Endlich einmal blickt ihr auf mich, der ich an dieser Kanzel auf der Rückseite angebracht bin. Ich bin das gar nicht gewohnt. Denn lange Zeit hielt man mich, den Evangelisten, für den Matthäus, der mit Jesus umherzog. Matthäus, der Apostel. Matthäus, der Evangelist. So kam es, dass mein Buch das erste, ja wichtigste des Neuen Testaments wurde. So kam es, dass ich unter den Evangelisten eine herausragende Position einnahm. Doch nein, ich bin‘s nicht. Ich bin nicht mit Jesus herumgezogen. Viel zu bescheiden war ich, meinen Namen zu nennen in jenem Buch, das ich verfasste.

Ich wollte doch nur eines: Das Leben Jesu bezeugen. Sein Sterben. Seine Auferstehung. Verschiedene Erzählungen hatte ich vorliegen, manche Sammlungen von Geschichten, und versuchte, ein Ganzes daraus zu machen, etwa vierzig Jahre nach seinem Tod und seiner Auferstehung.

Im fernen Syrien schrieb ich auf, was ich gehört hatte. In jenem Land, das heute so vom Krieg erschüttert wird, schrieb ich vom Friedefürst, von dem, der kam, um uns zu retten.

Manches, was ich zusammenstellte, hat euch geprägt. Die Bergpredigt. Und darin besonders die Seligpreisungen. Einzelne Worte waren es, die ich zusammengefügt habe zu einem großen Ganzen.

Hier, an der Kanzel, stehe ich nun. Als einer der vier, die von Jesus berichteten. Abgewandt von der Gemeinde. Und doch: Mein Blick geht hin zum Altar. Ein kleiner Schreiber war ich doch nur, nicht wert, dass man meinen Namen kennt. Und nun stehe ich hier und erzähle euch von ihm. Von unserem Heiland. Unserem Retter.

Die Seligpreisungen

3 »Glückselig sind die, die wissen,
dass sie vor Gott arm sind.
Denn ihnen gehört das Himmelreich.

4 Glückselig sind die,
die an der Not der Welt leiden.
Denn sie werden getröstet werden.

5 Glückselig sind die,
die von Herzen freundlich sind.
Denn sie werden die Erde als Erbe erhalten.

6 Glückselig sind die,
die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit.
Denn sie werden satt werden.

7 Glückselig sind die,
die barmherzig sind.
Denn sie werden barmherzig behandelt werden.

8 Glückselig sind die,
die ein reines Herz haben.
Denn sie werden Gott sehen.

9 Glückselig sind die,
die Frieden stiften.
Denn sie werden Kinder Gottes heißen.

10 Glückselig sind die,
die verfolgt werden,
weil sie tun,
was Gott will.
Denn ihnen gehört das Himmelreich.

11 Glückselig seid ihr,
wenn sie euch beschimpfen,
verfolgen und verleumden –
weil ihr zu mir gehört.

12 Freut euch und jubelt!
Denn euer Lohn im Himmel ist groß!
Genauso wie euch haben sie früher die Propheten verfolgt.«

Matthäus 5, 1-12 - BasisBibel

Fix you – deutsch

Wenn du dein Bestes gibst, doch ohne Erfolg
Wenn du kriegst, was du willst, aber nicht was du brauchst
Wenn du so müde bist und doch nicht schlafen kannst
gefangen in einer Endlosschleife

Wenn die Tränen über dein Gesicht strömen
Wenn du etwas Unersetzliches verlierst
Wenn du jemanden liebst, doch die Liebe verkümmert
Könnte es schlimmer sein?

Lichter werden dich nach Hause führen
Und deine Knochen entfachen
Und ich werde versuchen dich zu heilen
Hoch oben oder tief unten:
Wenn du zu verliebt bist, um loszulassen
Wenn du es nie versuchst, wirst du einfach nie wissen
Was du wert bist

Lichter werden dich nach Hause führen
Und deine Knochen entfachen
Und ich werde versuchen dich zu heilen
Tränen strömen dir über dein Gesicht
Wenn du etwas Unersetzliches verlierst
Tränen strömen dir über dein Gesicht
Und ich …

Tränen strömen über dein Gesicht
Ich verspreche dir, dass ich aus meinen Fehlern lernen werde
Tränen strömen über dein Gesicht
Und ich …

Lichter werden dich nach Hause führen
Und deine Knochen entfachen
Und ich werde versuchen dich zu heilen

Coldplay – deutsch: nach http://www.songtexte.com/uebersetzung/coldplay/fix-you-deutsch-3d6b50b…

Lied: Fix you (Coldplay)

Station 5: Grabmal von der Kere

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Namenloses Grabmal #klaengeindernacht

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Wer bin ich?

Ein Grabmal, so wie viele in dieser Kirche. Und doch anders. Denn ich, ich habe keinen Namen. Nicht mehr.

Von der Kere hieß meine Familie, unser Wappen ist noch erhalten. Um 1500 entstand dieser Grabstein, über 500 Jahre ist das her. Doch ich? Wer bin ich? Die Platte mit der Inschrift, einst hier aufgeschraubt, ging verloren.

So ein kunstvoll gestaltetes Grabmal. So viel Mühe aufgewandt, um mich zu ehren. Mir ein würdevolles Gedächtnis zu bewahren, über die Jahrhunderte. Fast wäre es gelungen. Fast stündet ihr heute hier und würdet meinen stolzen Namen vernehmen. Fast. Wenn nicht, ja wenn.

Ein leerer Fleck, wo er stehen sollte. Ein Unbekannter bin ich nun. Ein Namenloser. Wie so viele, die gestorben sind, und derer sich niemand mehr erinnert heutzutage. Ein Namenloser, ohne Gesicht, ohne Alter, ohne Geschichte.

Nur einer, der kennt mich. Einer ist es, der hat mich aus dem Tod ins Leben gerufen. Vor weit über 500 Jahren nannte er mich bei meinem Namen. Damals, bei meiner Taufe. Und er, er hat ihn niemals vergessen. Er kennt mich. Bis heute. Er kennt alle Menschen, alle die vergessenen. Die Vergessenen der Jahrtausende vor uns. Die Vergessenen, die heute noch leben und die doch niemand kennt. Er kennt dich, Bruder, er kennt dich, Schwester. Und: Er kennt mich.

Ende und mehr

Und dann
am Ende
der Zeit

wenn mein Sehnen
mein Trachten
mein Herz

verweht

im Nichts

ich nicht
mehr weiß
meinen Namen

Reichst du mir
die Hand
Und sprichst

zu mir.

Jesaja 43

Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Jesaja 43,1

Lied: Du Herr über die Zeit (Heiko Kuschel)

Station 6: Krippe

Die Krippe

Jahr für Jahr steht sie wieder hier: Die Krippe von St. Johannis. Viel zu wenig Platz für die Menschen, die sich heute um sie drängen.

Alle, alle sind ausgerichtet auf dieses Ereignis. Auf den Mittelpunkt. Auf dieses Bild, das fast verschwindet in dieser opulenten Szene.
Der Mittelpunkt: die Krippe.

Hier stehen wir und erleben das Wunder.
Ein kleiner Mensch ist geboren.
Er, er soll es sein, sagen sie.
Er soll es sein, der den Frieden bringt.
Versöhnung.
Das Leben.

Und wir?
Wir stehen da
haben nun gar nichts,
was wir ihm schenken könnten,
diesem kleinen Kind.

Lied: Ich steh an deiner Krippen hier (Text: Gerhard Schöne)

Schweige und höre

Max Feigenwinter

Ich sagte dem Engel

Ich sagte dem Engel,
der an der Pforte des Neuen Jahres tand:
Gib mir Licht,
damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit
entgegengehen kann!

Aber er antwortete:
Gehe nur hin in die Dunkelheit
und lege deine Hand in die Hand Gottes!

Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg.

Aus China

Gebet

Wir feiern Weihnachten, Gott,
wir feiern das Wunder,
dass du, Gott, als Mensch in die Welt kamst.

Wir bitten dich:
Lass uns dieses Wunder spüren!
Lass Weihnachten werden, Gott,
lass Weihnachten werden für uns und alle,
die Weihnachten verloren haben.

Wir bitten dich für die Menschen,
die heute einsam und traurig sind,
die sich verlassen fühlen.
Lass sie durch ihre Tränen hindurch die Freude entdecken.

Wir bitten dich für die,
die nichts zu essen und keine Heimat haben.
Für die Menschen auf der Flucht in ihren Verstecken.
Zünde ihnen ein Licht an in dunkler Nacht.

Wir bitten dich für die, deren Herz stumpf bleibt.
Die nichts mehr hören können vor lauter Weihnachtsgeschrei,
die nichts mehr sehen wollen, vor lauter falschem Glanz.
Erzähle du ihnen, ganz leise, was Weihnachten ist.

Lass Weihnachten werden, Gott.
Heute und morgen und jeden Tag.

Amen.

Sabine Bäuerle

Weihnachtssegen

Und nun geht. Geht mit Gottes Segen.
Geht hinein ins Dunkel dieser Nacht.
Spürt in allem, was euch dort begegnet,
die Freude, die euch Gott hat zugedacht.

Also geht. Gehet eure Wege.
Füllt die Erde an mit Zuversicht.
Singet laut an gegen alle Zweifel
von dem, der durch dies Kindlein zu uns spricht.

Doch nun geht. Die Nacht ist voller Wunder.
Das Leben ist erschienen uns im Kind.
Es lässt uns ahnen Licht und Fried und Freude
für alle die, die guten Willens sind.

Lied: Leise rieselt der Schnee