Texte der Klänge in der Nacht am 21.3.2025

1. Station: Mose

Mose an der Kanzel

Ich bin Mose. Vor 331 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum. Manchmal, in eurer Geschichte, da wäre es gut gewesen, ihr hättet auf dieses Zeichen geachtet. Und auch heute wieder solltet ihr dieses Zeichen niemals vergessen.

Ich bin Mose. Seit 331 Jahren stehe ich hier. Gelebt habe ich vor weit über 3000 Jahren. Eine unvorstellbar lange Zeit für uns Menschen. Wisst ihr noch, wie eure Vorfahren vor hundert Jahren hießen? Oder die, die vor 331 Jahren lebten? Ich bin zehnmal so alt.

Ich bin Mose. Vor über drei Jahrtausenden wurde ich geboren. Seit 331 Jahren stehe ich hier. Und diese ganze Geschichte der Menschheit, der Teil, den ich überblicke: Fast immer war es eine Geschichte des Leids. Der Kriege. Der Unterdrückung. Immer und immer wieder wurden Fremde ausgegrenzt, mit Hass überzogen. Denkt nur an das Schicksal meines eigenen jüdischen Volks. Vor gerade mal 80 Jahren rauchten sie noch, die Schlöte der Vernichtungslager.

Immer und immer wieder in diesen Jahrtausenden erhoben sich die Mächtigen und Reichen, unterdrückten die Armen. Und doch: Immer und immer wieder sah ich auch das Gute in den Menschen.

Menschen, die sich aufopferten für andere.

Menschen, die ihr letztes Hemd teilten.

Menschen, die die Wunden ihrer Feinde versorgten.

Menschen, die sich versöhnten.

In diesen Momenten habe ich Gott ganz nahe gespürt.

In diesen Momenten war ich sicher: Gott ist da. Ganz nah.

Durch alle Zeiten hindurch.

Durch die Jahrtausende

spürte ich:

Gott ist da.

Seine Liebe erfüllt diese Welt.

Trotz allem.

Sagen nicht deswegen so viele

Josef Dirnbeck/Martin Gutl

Tausend Jahre

Tausend Jahre sind vor dir
wie der Tag, der gestern verging.

Tausend und Tausend Jahre harren wir
dass du, Gott, uns erlöst.

Komm doch, oh Gott! Komm, du!
Zeig uns die Wege, die wir gehen können.

Wo wir nicht mehr weiter wissen,
kennst du noch tausend Wege,

du zeigst uns den Weg,
den wir gehen können.

Voll Vertrauen
gehen wir den ersten Schritt.

Lied: Du Gott der vielen tausend Wege 

Jonathan Böttcher

2. Station: Herrenchor

Herrenchor

Der Herrenchor. Selbst in dieser so geschichtsträchtigen Kirche einer der Orte mit einer besonders reichen – und besonders undurchsichtigen Baugeschichte. Einst wohl eine Kapelle, auch wenn keiner weiß, wem sie geweiht war. Möglicherweise der Begräbnisplatz der Ratsherren. Nach der Reformation der Ort, an dem die Ratsherren, von einem erhöhten Platz aus, am Gottesdienst teilnahmen.

Vermutlich irgendwann eingestürzt, anders wieder aufgebaut. Mal mit Rundbogen, mal mit zwei Spitzbögen. Im Krieg zerstört, danach wieder anders aufgebaut. Ob darunter die Gebeine ehemaliger Ratsmitglieder liegen? Niemand weiß es heute mehr.

Damals war dies ein besonderer Platz. Abgetrennt von der Gemeinde, saßen hier die hohen Herren des Rates. Vermutlich geschützt durch eine hölzerne oder gar gläserne Sichtschutzwand. Wer hier saß, war etwas Besonderes. Wer hier saß, hatte alles erreicht, was es in dieser Stadt zu erreichen gab.

Doch um welchen Preis?

Abgetrennt von den anderen. Nur unter sich. Weit weg vom normalen Leben.

Ist es das? Alles, was du erreichen kannst?

Wo möchtest du sitzen?

Was soll dein Platz sein in dieser Welt?

Was möchtest du erreichen?

Liebt das Leben

Reiner Knieling, Kraftworte, S. 37
 

Sehnsucht

Schnell und schneller

dreht sich die Welt.

Was sicher schien, ist schon längst veraltet.

Was mir noch neu ist, ist schon Schnee von gestern.

Der Newsticker meldet

die nächste Katastrophe

die neuesten Erkenntnisse

Schnell und schneller

dreht sich die Welt

Wo finde ich

meinen Platz?

Was gibt mir

Sicherheit?

Was ist gut?

Was ist falsch?

Schnell und schneller

dreht sich die Welt

Kein Boden mehr

unter meinen Füßen

Grund-los falle ich

und hoffe auch dich,

Gott.

Psalm 73

Dennoch bleibe ich stets an dir;

denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

du leitest mich nach deinem Rat

und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

Wenn ich nur dich habe,

so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,

so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

Psalm 73, 23-26

Lied: Amazing Grace

3. Station: Johannes der Täufer

Johannes der Täufer

Johannes der Täufer ist mein Name. Hier, auf diesem Bild, seht ihr mich im wohl bedeutendsten Moment meines ganzen Lebens. Nichts mehr wüsstet ihr von mir heute, hätte es diesen einen Augenblick nicht gegeben. Diesen Tag, an dem ein Mann zu mir kam, und mich bat: Taufe mich!

Schon lange hatte ich gepredigt: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“. Schon viele Menschen hatte ich getauft. Manche, die wirklich ihr Leben ändern wollten. Und manche, die wohl nur gekommen waren, um diesen seltsamen Menschen zu sehen. Mich.

Und dann – dann kam ER.

Ja, ich wusste gleich, wer er war. Der Sohn Gottes. Der, der die Welt heilen sollte. Unsere Hoffnung. Der Heiland. Der Messias.

Ich wollte, dass er mich tauft, nicht umgekehrt. Doch er sagte nur: „Lass es geschehen!“ – und so tat ich, was von Anfang an mein Auftrag in der Welt war.

Ich

taufte

ihn

Und so wurde ich der, als den ihr mich heute noch kennt: Johannes der Täufer. Gemeinsam mit dem Evangelisten Namenspatron dieser Kirche. Mehrfach abgebildet in dieser Kirche. Unter anderem auf diesem kleinen Gemälde aus einem Leben-Jesu-Zyklus, das einst an den Brüstungen der Emporen hing, die es heute nicht mehr gibt. Eins von 14 Bildern, vor gut 300 Jahren geschnitzt und gemalt.

Johannes der Täufer bin ich.

Das war meine Aufgabe in der Welt.

Ich bereitete dem Herrn den Weg.

Das Herz im Kopf haben

Das Herz im Kopf haben

Nicht nur verstehen,

sondern spüren.

Nicht nur hören,

sondern leben.

Nicht nur reden,

sondern lieben.

Werner Zupp

Licht in der Welt

Hanns Dieter Hüsch

Lied: Goodness of God

4. Station: Kreuz

Die Kreuzigung

33 So kamen sie zu der Stelle,

die »Schädel« genannt wird.

Dort kreuzigten sie Jesus und die beiden Verbrecher –

den einen rechts, den anderen links von ihm.

34 Aber Jesus sagte: »Vater, vergib ihnen.

Denn sie wissen nicht, was sie tun.«

Die Soldaten verteilten seine Kleider

und losten sie untereinander aus.

35 Das Volk stand dabei und schaute zu.

Die Mitglieder des jüdischen Rates verspotteten ihn.

Sie sagten: »Andere hat er gerettet.

Jetzt soll er sich selbst retten,

wenn er der Christus ist, den Gott erwählt hat.«

36 Auch die Soldaten trieben ihren Spott mit ihm.

Sie gingen zu Jesus und reichten ihm Essig.

37 Dabei sagten sie:

»Wenn du der König der Juden bist, rette dich selbst!«

38 Über Jesus war ein Schild angebracht:

»Das ist der König der Juden.«

39 Auch einer der Verbrecher,

die mit ihm gekreuzigt worden waren,

verspottete Jesus.

Er sagte: »Bist du nicht der Christus?

Dann rette doch dich und uns!«

40 Aber der andere wies ihn zurecht:

»Fürchtest du noch nicht einmal Gott?

Dich hat doch dieselbe Strafe getroffen wie ihn!

41 Wir werden zu Recht bestraft

und bekommen, was wir verdient haben.

Aber er hat nichts Unrechtes getan!«

42 Und zu Jesus sagte er: »Jesus, denke an mich,

wenn du in dein Reich kommst.«

43 Jesus antwortete: »Amen, das sage ich dir:

Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!«

Lukas 23, 33-43 (BasisBibel)

Herzliebster Jesu (dazu Flöte Melodie)

1. Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,

dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?

Was ist die Schuld, in was für Missetaten

bist du geraten?

2. Du wirst gegeißelt und mit Dorn gekrönet,

ins Angesicht geschlagen und verhöhnet,

du wirst mit Essig und mit Gall getränket,

ans Kreuz gehenket.

3. Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen?

Ach, meine Sünden haben dich geschlagen;

ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet,

was du erduldet.

4. Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!

Der gute Hirte leidet für die Schafe,

die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,

für seine Knechte.

Text: Johann Heermann 1630

Melodie: Johann Crüger 1640 nach Guillaume Franc 1543 (zu Psalm 23)

Mag sein, dass …

Marlies Blauth, Dornröschenhaus, S. 47

Lied: Meine engen Grenzen

5. Station: Der Auferstandene

Jesus der Auferstandene

Als alles am Ende war,

der Vorhang im Tempel riss von oben an bis unten aus

und die Erde erbete

und stand still.

Das Leben hatte ein Ende gefunden.

Der Tod hatte gewonnen.

So dachte er.

Doch dann,

am dritten Tag,

war das Grab leer.

Er, die Hoffnung der Welt, der Erlöser, der Messias,

er war nicht mehr im Grab.

„Er ist wahrhaftig auferstanden!“

so flüsterten sie,

ungläubig,

zu Tode erschreckt.

Wir heute, wir wissen:

Nach Karfreitag kommt Ostern.

Wir sehen jeden Tag den auferstandenen Christus

hier auf dem Kanzeldeckel.

Das Haupt der Gemeinde.

Ein Zeichen des Lebens.

Der Tod ist nicht mehr.

Das Leben lebt.

Und du – du lebst.

Kalauer

Ich war im Kino:

Blutüberströmt
fertiggemacht
fiel einer um
als letzter von allen - 
das war ein Western!

Ich war in der Kirche:

Blutüberströmt
fertiggemacht
stand einer auf
als erster von allen - 
das war ein Ostern!

Lothar Zenetti

Notizen der Hoffnung

Nicht zu vergessender Stein

Der mir den Himmel aufriss

Brunnentief über den Erlen

Nicht zu vergessender

Singender Pfiff

Aus dem Herzen des Reisigfeuers.

Nicht zu vergessendes Wiegen

Ast über Ast

Der Knaben im Buchenskelett

Nicht zu vergessende Märzsonne

Ungebührliches Scheinen

Und purpurner Seidelbast

Tannenschonungversteckt

Blühend für keinen

Marie-Luise Kaschnitz

Im Sinne von Psalm 23

Hanns Dieter Hüsch

Vaterunser

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Ostersegen

Und nun geht. Geht mit Gottes Segen. 
Geht in euer Leben, voller Kraft.
Liebt und streitet, lacht und weint, 
lebt jeden Tag voll großer Leidenschaft.

Also geht. Gehet eure Wege. 
Füllt die Tage, die er euch geschenkt.
Nutzt eure Gaben, bringt die Welt zum Blühen! 
Denn alles kommt von dem, der Erd und Himmel lenkt.

Und nun geht. Das Leben ist voll Wunder.
Und selbst der Tod ist nunmehr nur ein kleines Tor.
Aus allem Dunkel, allen Trauerfalten
spitzt heut das Licht von Gottes Liebe vor.

Lied: Weitergehn