Predigt: Der Geist kommt.
Predigt am Sonntag Exaudi, 29.5.2022, St. Salvator Schweinfurt
Text:
Röm 8, 26-30
Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. 28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. 29 Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. 30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Liebe Gemeinde!
Manchmal kann das Leben ganz schön ermüdend sein. Eine Sorge türmt sich auf die andere. Die großen Weltkrisen werden ja schon fast zu so einer Art Grundrauschen: Klimakrise. Krieg in der Ukraine und anderswo. Corona. Artensterben. Und so vieles mehr. Und als würde das alles nicht schon reichen, kommen dann noch die eigenen Dinge dazu.
Eine schwere Krankheit in der Familie. Finanzielle Probleme. Streit. Trennung. Die Sorge um Freunde oder Familienmitglieder, die ihren eigenen Weg gehen, der vielleicht nicht der beste zu sein scheint. Und dann geht noch irgendwas kaputt. Und die Steuererklärung wartet und dieses und jenes. Und und und.
Ach, manchmal kann das Leben ganz schön ermüdend sein.
Und wir hier, in der Kirche. Wie wird das weitergehen mit unserer Kirche? Mit dieser Gemeinde? Pfarrstellen werden weniger, aber Gläubige auch. Wie sollen wir damit umgehen? Wie schaffen wir es, nicht den Mut zu verlieren? Wie schaffen wir es, vergnügt, erlöst, befreit durchs Leben zu gehen – wo uns doch so vieles, vieles niederdrücken will?
Jesu Jüngerinnen und Jüngern ging es so, damals. Sie fühlten sich so allein. Ja, natürlich, Jesus war auferstanden. Sie hatten ihn gesehen! Sie hatten ihn zum Himmel auffahren sehen, so erzählt die Bibel, am Donnerstag haben wir’s gefeiert.
Aber jetzt? So ganz allein? Was soll da schon draus werden?
Ach, manchmal kann das Leben ganz schön ermüdend sein. Selbst für die, die Jesus persönlich kannten.
Ja, wir heute wissen, wie es weiterging. Schon x-mal haben wir die Geschichte von Pfingsten gehört. Wie der Heilige Geist über die Jünger kam. Wie sie anfingen, be-geistert von Jesus zu erzählen, wie sie Gemeinden gründeten. Den „Geburtstag der Kirche“ nennen wir das manchmal.
Aber das ist noch eine Woche hin. Heute geht es um die Sehnsucht danach. Die Sehnsucht nach Begeisterung. Die Sehnsucht, aufgehoben zu werden aus diesem Tal, in dem alles schwer und lästig zu sein scheint. In dem das Leben so ermüdend sein kann.
Wir leben im Dazwischen. Damals wie heute. Das mit Jesu Tod und Auferstehung, ja, das haben wir natürlich gehört. Immer und immer wieder. Und doch, das Leben kann so ermüdend sein, denn er ist ja nicht da. Wer richtet uns auf? Wer stärkt uns? Wer gibt uns wieder Mut, wenn wir schwach sind?
„Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“, so hat es Paulus geschrieben. Paulus wusste davon, wie es uns geht. Selbst denen, die noch viel näher an Jesus dran waren. Selbst denen, die mit ihm gelebt hatten, die die Finger in die Wunden des Auferstandenen gelegt hatten. Selbst die fühlten sich schwach, verletztlich, müde.
Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf.
Er kommt, der Geist.
Bald.
Noch leben wir im Dazwischen.
Aber keine Sorge:
Gottes Geist kommt.
Das wird.
Das kommt.
Ich weiß.
Amen.
Lied: Der Müden Kraft
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