Predigt beim Schulschlussgottesdienst der Landwirtschaftsschule: "Wissen säen bedeutet Zukunft ernten"

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrkräfte, liebe Eltern, alle, die heute hier sind!

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben es geschafft. OK, noch diesen Gottesdienst überstehen und die Feier danach, aber dann sind Sie fertig! Auf geht’s, mit neuem Wissen, neuen Fertigkeiten und vielleicht auch ganz neuen Gedanken wieder rein in die Betriebe, auf die Felder, in die Ställe und natürlich halt auch an die Schreibtische und was so alles dazugehört.

Leicht wird das alles nicht, das wissen Sie. Vorschriften und Dokumentationspflichten gibt es zuhauf. Wenige achten Ihren Berufsstand so, wie es angemessen wäre. Planung für die Zukunft ist schwierig. Der Klimawandel macht sich immer mehr bemerkbar und wirkt sich auch darauf aus, was Sie anbauen können. Und gleichzeitig ist es so schwer, gewohnte Routinen zu verändern. Dinge neu und anders zu betrachten.

Hier, in der Landwirtschaftsschule, haben Sie sich fit gemacht für die Zukunft. Sie haben neues Wissen gesammelt und vielleicht auch manches vertieft, was Sie schon kannten. Vielleicht ging’s Ihnen manchmal auch so wie mir an manchen Stellen in meinem Studium, dass Sie alte Gewissheiten aufgeben mussten und Ihnen das auch mal ganz schön zugesetzt hat.

Jedenfalls: Sie wissen jetzt eine Menge mehr als damals, als wir Ihre Schullaufbahn mit einem Gottesdienst in der Dreieinigkeitskirche begonnen haben – oder war das der Jahrgang, als niemand den Schlüssel zur Kirche hatte?

Vom Wissen erzählt Ihr Motto für den heutigen Tag:

„Wissen säen bedeutet Zukunft ernten!“

Genau das haben Sie getan: Sie haben sozusagen Wissen in Ihrem Kopf angesät. Wissen, das Sie fit macht für die Zukunft. Ich finde das einen ganz wunderbaren Spruch. Und er erinnert mich an ein ganz kurzes Gleichnis, das Jesus mal erzählt hat. Da geht es auch um Säen und Ernten. Jesus sagt da:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Matthäus 13, 31-32

Ja gut, Senfkörner werden sie in unseren Breiten jetzt vermutlich eher nicht so viele säen. Na ja, wer weiß, wie sich das Klima weiter verändert, dann vielleicht schon.

Jedenfalls: Das Senfkorn ist ein wirklich kleiner, unscheinbarer Samen. Und daraus wächst mindestens ein ordentlicher Busch oder sogar ein Baum, der bis zu 6 Meter hoch werden kann.

So ist es mit dem Himmelreich, sagt Jesus. Also mit dem Glauben. Mit dem Vertrauen auf Gottes Nähe. Ganz klein fängt es an. Doch dann, am Ende, ist es etwas Großes. Etwas Schönes, Imposantes. Ein Baum, der Schatten spendet, in dem die Vögel nisten und singen.

So soll es mit Ihrem Wissen auch sein. Endlich fertig? Nein. Noch lange nicht. Ihr Wissen ist zwar hoffentlich schon größer als ein Senfkorn. Aber es darf und soll weiter wachsen. Jeden Tag. Nicht immer liegt es in Ihrer Hand allein. Sie können säen, aber das Wachsen geschieht durch Kräfte, die nicht in ihrer Hand liegen. Sie können düngen, den Boden bereiten, wässern und was weiß ich. Aber das Wachsen selbst – das haben Sie nicht in der Hand.

So ist es mit dem Himmelreich, sagt Jesus. Unscheinbar, klein fängt es an. Lassen wir es wachsen, in uns, um uns herum? Geben wir dem Reich Gottes den Raum, den es braucht? Oder sagen wir nur „interessiert mich sowieso nicht, damit kann ich nix anfangen“?

Ein Samen ist gelegt, damit etwas wachsen kann.

Der Same des Wissens, der Ihnen die Zukunft eröffnet.

Mit dem Samen des Glaubens ist es manchmal nicht so leicht, das weiß ich. Die Bedingungen zum Wachsen sind, sagen wir: suboptimal in unserer Zeit.

Jesus sagt: Lass es doch einfach mal wachsen. Gib diesem Samen Raum und Zeit und Zukunft. Vielleicht wird’s nur ein kleines Pflänzchen, das ist aber auch ok. Vielleicht aber auch ein schöner, großer Baum, tief verwurzelt in der Erde.

Ich wünsche Ihnen, dass beides in Ihrem Leben wachsen kann:

Der Same des Wissens, der Ihnen die Zukunft zeigt.

Und der Same des Vertrauens auf Gott, der Ihrem Leben Wurzeln geben kann, die Standfestigkeit des Stamms, den Schatten der Krone und die Leichtigkeit der Vögel, die darin singen.

Gott segne Sie für Ihre Arbeit und Ihren Weg und lasse Sie wachsen.

Amen.

Bild von Matt Lavin from Bozeman, Montana, USA - Brassica nigraUploaded by Tim1357, CC BY-SA 2.0, Link