Landwirtschaft aus Leidenschaft

Schulschlussgottesdienst der Landwirtschaftsschule, 25.3.2011

Einführung

Eine Blume ist da abgebildet auf Ihrem Liedblatt. Wenn ich sie so ansehe, dann denke ich mir einfach nur: Schön. Wie geht es Ihnen dabei? Können Sie noch staunen, schön finden, sich daran freuen? Oder geht Ihnen erst einmal der lateinische Name durch den Kopf, oder welche Bodenbedingungen diese Pflanze so braucht? Vielleicht überlegen Sie auch gleich, ob diese Blume vielleicht auch aus irgendeinem Billigland importiert wurde – denken an unmenschliche Arbeitsbedingungen dort und den Preisverfall hier.

Können Sie das noch: Staunen, einfach nur schön finden, sich freuen an dieser einen Blüte? Landwirtschaft aus Leidenschaft, unter dieser Überschrift steht Ihre Abschlussfeier heute. Zur Leidenschaft gehört das dazu: Die Begeisterung für etwas. Das Träumen. 
Sie wissen mehr als viele andere, wie schön diese Welt ist, in der wir leben. Und Sie wissen mehr als andere, wie bedroht sie an vielen Stellen ist.

Psalm 96

96 1 Singt dem HERRN ein neues Lied! Singt dem HERRN,
ihr Bewohner der ganzen Erde!

2 Singt dem HERRN, dankt eurem Gott,
verkündet Tag für Tag, wie gern er hilft!

3 Erzählt allen Menschen von seiner Herrlichkeit,
berichtet allen Völkern von seinen großen Taten!

4 Der HERR ist mächtig, groß ist sein Ruhm;
mehr als alle Götter ist er zu fürchten.

5 Die Götter der Völker sind nur tote Götzen,
der HERR aber hat den Himmel geschaffen.

6 Macht und Hoheit umgeben ihn,
Pracht und Herrlichkeit erfüllen seinen Tempel.

7 Auf zu ihm, ihr Völker!
Erweist dem HERRN Ehre,
unterwerft euch seiner Macht!

8 Erweist ihm die Ehre, die ihm zusteht:
Bringt Opfergaben in seinen Tempel!

9 Werft euch vor ihm nieder,
wenn er in seiner Heiligkeit erscheint!
Die ganze Welt soll vor ihm erzittern.

10 Sagt es allen Menschen:
»Der HERR ist König!«
Die Erde ist fest gegründet,
sie stürzt nicht zusammen.
Der HERR wird alle Völker regieren
und ihnen gerechtes Urteil sprechen.

11 Der Himmel soll sich freuen,
die Erde soll jauchzen,
das Meer soll tosen mit allem, was darin lebt!

12 Der Ackerboden soll fröhlich sein
samt allem, was darauf wächst;
alle Bäume im Wald sollen jubeln!

13 Denn der HERR kommt;
er kommt und sorgt für Recht auf der Erde.
Er regiert die Völker in allen Ländern
als gerechter, unbestechlicher Richter.

Lied: Laudato sii

Sei gepriesen für all das Schöne, das du uns schenkst!
Ja, die Welt ist schön. Diese Blume von vorhin ist schön. Und noch so vieles andere, das wir erleben.

Leidenschaftlich wollen Sie sich für diese Welt einsetzen. Die wenigsten vermutlich in der Blumenzucht, das ist mir schon klar. Aber ich vermute einfach, dass Sie da, wo Sie sind, auch viel Schönes erleben werden und oft ins Stauen kommen werden über das, was Sie da erleben.

Und doch gibt es eine Menge Dinge, die diese Schönheit trüben. Das meiste kommt eigentlich gewissermaßen von außen: Da geht es dann einfach nur noch um den Profit. Wer kann schon noch vom Verkauf von Milch leben? Fleisch wird immer mehr in Massenproduktion erzeugt, anders geht es bei den Preisen gar nicht mehr. Ist Öko eine Alternative oder manchmal doch nur Augenwischerei? Wollen Sie Pflanzen anbauen, damit davon Menschen und Tiere ernährt werden können, oder damit Autos mit E10-Sprit fahren können?`

Eine Menge Fragen, die den Blick verstellen können auf die Schönheit der Natur. Eine Menge fragen, die auch den Blick verstellen können auf die eigene Zukunft.
Wo sehen Sie sich, sagen wir mal in 20 Jahren?

Werden Sie ein verbissener Arbeiter sein, der um sein Auskommen kämpft? Oder werden Sie zufrieden und immer noch voller Leidenschaft mit Pflanzen und Tieren arbeiten? Irgendwo dazwischen wird es wohl liegen.

Was ich Ihnen heute mit auf den Weg geben möchte, das sind zwei kurze Verse aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel. Ich möchte jetzt nicht diese Diskussion darüber anfangen, ob die Erde in sieben Tagen erschaffen wurde oder am Anfang der Urknall stand – für mich ist sie nur ein Gleichnis, das aber eine ganze Menge über Gott, über den Auftrag des Menschen und über die Welt aussagt. Und zwar ganz grundlegende Wahrheiten, wie ich finde. Das eine ist das, was die Bibel über den Auftrag des Menschen sagt: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“ Das klingt ziemlich ausbeuterisch. Aber so ist es nicht gemeint. Herrschen, das heißt hier: Das „gute“ Herrschen. Nicht wie ein Gaddafi, der seine Landsleute in Unfreiheit lässt und sich selbst bereichert. Nein, ein guter Herrscher gibt Freiraum, ordnet, pflegt, düngt sozusagen, wo es nötig ist. Ein guter Herrscher ist voller Leidenschaft für sein Volk. Für dessen Wohlergehen. So wie Sie für Ihre Landwirtschaft.

Ein zweites Wort möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben. Das steht in der Schöpfungsgeschichte am Ende von fast jedem Schöpfungstag: Und siehe, es war sehr gut.

Lassen Sie sich nicht beirren von Hiobsbotschaften, von Krisen, von Zweifeln. Gott hat die Welt gut gemacht. Und Sie können daran mitarbeiten, dass sie gut bleibt.

Leidenschaftlich, mit Engagement und hoffentlich jeder Menge Spaß. Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
 

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