Ansprache zur Dekanatssynode am 28.9.2024 „Gottes Wege sind nicht unsere Wege“

Ansprache zum Abschlussgottesdienst der Dekanatssynode am 28.9.2024 - gemeinsam mit Anja Oberst-Beck

Sechs Jahre Dekanatssynode. Eine ganz schön lange Zeit! Genau heute vor 2002 Tagen, am 6. April 2019, haben wir hier in dieser Kirche unseren ersten gemeinsamen Gottesdienst gefeiert.

Das kommt mir fast unwirklich vor. Das war doch noch eine ganz andere Zeit. Von Corona hatten wir noch keine Ahnung.

Die Bundeskanzlerin hieß Angela Merkel. Und in der Ukraine wurde ein gewisser Wolodymyr Selenskyj zum Präsidenten gewählt. Hat mich damals wenig interessiert, muss ich gestehen.

Wenige Tage nach unserer ersten Tagung brannte Notre Dame in Paris aus.

Aber auch unsere Kirche war irgendwie noch ganz anders. Nicht nur Corona hat da vieles verändert.

Die hohen Austrittszahlen der letzten Jahre gab es damals noch nicht.

Ja, und das Thema „Missbrauch“ kam auch erst so langsam in unser Bewusstsein.

Landesstellenplanung? Das war noch irgendwas in weiter Ferne. 

Es hat sich viel verändert in diesen 2000 Tagen. Viel mehr, als wir damals gedacht hätten. Auch hier, in der Synode, sind etliche ausgeschieden und Neue nachgerückt. 

Wie war denn eigentlich unser Beginn damals? Ich kann mich kaum noch dran erinnern.

Ich hab jetzt mal in meinen Bericht von der damaligen Tagung geschaut. Übrigens einer der ersten Berichte, die ich als Öffentlichkeitsreferent geschrieben habe. Da steht zum Beispiel: 

Dekan Bruckmann machte den Synodalinnen und Synodalen Mut zum Aufbruch in eine Zukunft, „die anders sein wird, als das, was uns vertraut war“. Er fragte: Sind das auch die Wege, die der Herr und führen will? Das gelte es immer neu herauszufinden. 

Oh ja, die Wege Gottes sind manchmal wirklich anders als wir uns das so denken.

Allerdings! Der Mensch denkt, aber Gott lenkt, heißt es ja immer so schön. Ich muss dabei an einen meiner Lieblingstexte aus der Bibel denken. Beim Propheten Jesaja, Kapitel 55. Magst du das mal vorlesen?

8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR,
9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen,
11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
12 Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.
13 Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird.

Ich finde das wirklich schön und auch beruhigend. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege.“

Das findest du beruhigend? Ist es nicht eher das Gegenteil? Heißt das nicht „ihr könnt euch anstrengen, so viel ihr wollt, es hilft ja doch nichts“?

Nein, das finde ich gar nicht. Ja, es stimmt, Gottes Wege können wir nicht immer ergründen. Und manchmal erleben wir wirklich schlimme Dinge, bei denen wir denken: Wie kann Gott das nur zulassen? Aber es hört ja nicht damit auf, dieser Text. Ich finde es total schade, dass der Rest in der Lutherbibel nicht fett gedruckt ist. Denn das ist ja eigentlich das Wichtigste. Magst du die letzten zwei Verse nochmal lesen?

12 Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.
13 Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird.

Genau! Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Und diese Freude, die soll so groß sein, dass Jesaja sie nur noch in völlig unsinnigen Bildern ausdrücken kann. Die Bäume und Hügel sollen frohlocken. Die Bäume sollen in die Hände klatschen. Das ist das, was Gott uns verspricht.

Also – auch wenn nicht alles so verläuft, wie wir uns das vorstellen: Am Ende wartet Gott auf uns. Und sein Plan ist sozusagen ein großes, fröhliches Fest mit uns allen.

Ja genau! Das nimmt uns nicht das Sorgen um unsere Zukunft, die unserer Erde und die der Kirche. Aber vielleicht kann es uns davor bewahren, mutlos zu werden, weil alles so unüberwindbar schwierig aussieht.

Also: Auch wenn Gottes Wege oft anders sind als das, was wir uns so vorgestellt haben: Am Ende steht große Freude!

Ja, genau! Darum lasst uns feiern und fröhlich sein und Gottes Nähe gleich auch im Abendmahl spüren.

Amen.