Ansprache zur Einweihung der Sporthalle der Friedenschule
Ansprache zur Einweihung der Turnhalle der Friedenschule
Schweinfurt, 21.10.2014
Liebe Gäste!
Das ist nun in meinem Pfarrerleben nach dem Humboldt-Gymnasium schon die zweite Turnhalle, die ich zusammen mit Pfr. Morgenroth segne. Das hätte ich mir ja nie träumen lassen. Ausgerechnet ich, der ich beim Zusammenstellen der Mannschaften im Sportunterricht eigentlich immer nur gespannt war, ob ich diesmal als letzter oder als vorletzter genommen werde. OK, es gab ein paar Sportarten, in denen ich auch nicht ganz so schlecht war, aber insgesamt waren diese Turnhallen jetzt nicht gerade mein Lieblingsplatz in der Schule.
Warum ich das hier erzähle? Weil ich weiß: Auch in dieser Sporthalle wird es nicht nur Gewinner geben. Manche werden sehr enttäuscht hier herausgehen, andere jubelnd. Manche werden sich nutzlos vorkommen, andere als Helden. So ist das im Sport, so ist das oft genug auch im Leben.
Natürlich gibt es nicht nur den Wettkampf. „Teamgeist“ ist ein ganz wichtiger Begriff. Zusammenarbeiten, füreinander da sein, dem anderen den Triumph gönnen. Mit dieser Einstellung ist unsere Fußball-Nationalmannschaft immerhin Weltmeister geworden. Da gab es nicht, wie z.B. bei Brasilien, den einen großen Star, und wenn der ausfällt, bricht alles zusammen. Sondern alle fühlten sich als ein Team.
So, hoffe ich sehr, wird es in dieser Turnhalle auch oft sein. Alle als ein Team. Aber selbst wenn mehrere Teams gegeneinander spielen, kann es nur eines geben, das gewinnt. Spanien beispielsweise wird diese WM sicher anders in Erinnerung behalten als Deutschland.
Jesus hat einmal eine Geschichte von Verlierern erzählt. Damals gab es viele sogenannte Tagelöhner: Menschen, die sich früh auf den Markt stellten, und für den einen Tag dann angestellt wurden für irgendwelche Arbeiten. Als Bezahlung gab es einen Silbergroschen. So viel, wie man brauchte, um eine Familie für einen Tag durchzubringen. In der Geschichte von Jesus wurden sie eingestellt, um im Weinberg eines Gutsbesitzers zu arbeiten.
Aber: Es waren nicht genug Arbeiter. Nach drei Stunden ging der Gutsbesitzer nochmal auf den Markt und holte weitere Tagelöhner. Und nochmal nach sechs Stunden, nach neun – der Arbeitstag dauerte immerhin 12 Stunden – zuletzt sogar noch eine Stunde vor Feierabend.
Und dann kam die Lohnauszahlung. Die, die eine Stunde gearbeitet hatten, bekamen – einen Silbergroschen. Den Lohn für den ganzen Tag. Da begannen die, die den ganzen Tag gearbeitet hatten, im Kopf zu rechnen: Eine Stunde für einen Silbergroschen, wir haben 12 gearbeitet, boah, 12 Silbergroschen, da können wir ja fast in Urlaub fahren!
Nur als sie an der Reihe waren, bekamen sie, wie ausgemacht, auch einen Silbergroschen. Genug zum Leben für sie und ihre Familie. Aber auch nicht mehr.
Verständlich, dass sie sauer waren. Aber trotzdem: War es denn nicht eine gute Entscheidung von diesem Gutsbesitzer? Allen hat er so viel gegeben, wie sie wirklich brauchten.
Und dann sagt Jesus am Schluss dieser Geschichte: So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.
Natürlich meinte Jesus damit nicht die Ersten und Letzten im Sportunterricht, sondern ihm ging es um viel mehr. Ihm ging es um das ganze Leben eines Menschen. Um das Reich Gottes, und dass da alle dazugehören können, auch die, die sozusagen erst kurz vor Feierabend dazugestoßen sind.
Aber ich glaube, wir dürfen das heute durchaus mal auf den Sportunterricht beziehen. Ein Mensch ist eben nicht mehr oder weniger wert, nur weil er oder sie mehr Tore schießt, die hundert Meter zwei Sekunden schneller oder langsamer läuft oder vielleicht im Geräteturnen super ist. Und um nochmal auf die Sache mit dem Team zurückzukommen: Der Weinberg dieses Gutsbesitzers wäre wohl nie fertig geworden, wenn er nur die ersten genommen hätte. Alle waren dafür nötig. Das ganze Team.
Gott segne alle, die hier turnen, spielen, laufen, tanzen und was weiß ich noch alles. Er segne die Veranstaltungen, die vielleicht manchmal hier stattfinden werden. Er behüte alle, die hier ein- und ausgehen, und segne die Gemeinschaft in den Gruppen.
Amen.
Die Arbeiter im Weinberg – Mt 20, 1-16
20 1 »Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es sein wie bei dem Weinbergbesitzer, der früh am Morgen auf den Marktplatz ging, um Leute zu finden und für die Arbeit in seinem Weinberg anzustellen. 2 Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn von einem Silberstück, dann schickte er sie in den Weinberg.
3 Um neun Uhr ging er wieder auf den Marktplatz und sah dort noch ein paar Männer arbeitslos herumstehen. 4 Er sagte auch zu ihnen: 'Ihr könnt in meinem Weinberg arbeiten, ich will euch angemessen bezahlen.' 5 Und sie gingen hin.
Genauso machte er es mittags und gegen drei Uhr. 6 Selbst als er um fünf Uhr das letzte Mal zum Marktplatz ging, fand er noch einige herumstehen und sagte zu ihnen: 'Warum tut ihr den ganzen Tag nichts?'
7 Sie antworteten: 'Weil uns niemand eingestellt hat.'
Da sagte er: 'Geht auch ihr noch hin und arbeitet in meinem Weinberg!'
8 Am Abend sagte der Weinbergbesitzer zu seinem Verwalter: 'Ruf die Leute zusammen und zahl allen ihren Lohn! Fang bei denen an, die zuletzt gekommen sind, und höre bei den ersten auf.' 9 Die Männer, die erst um fünf Uhr angefangen hatten, traten vor und jeder bekam ein Silberstück.
10 Als nun die an der Reihe waren, die ganz früh angefangen hatten, dachten sie, sie würden entsprechend besser bezahlt, aber auch sie bekamen jeder ein Silberstück.
11 Da murrten sie über den Weinbergbesitzer 12 und sagten: 'Diese da, die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde lang gearbeitet, und du behandelst sie genauso wie uns? Dabei haben wir den ganzen Tag über in der Hitze geschuftet!'
13 Da sagte der Weinbergbesitzer zu einem von ihnen: 'Mein Lieber, ich tue dir kein Unrecht. Hatten wir uns nicht auf ein Silberstück geeinigt? 14 Das hast du bekommen, und nun geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir! 15 Ist es nicht meine Sache, was ich mit meinem Eigentum mache? Oder bist du neidisch, weil ich großzügig bin?'«
16 Jesus schloss: »So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.«