Wagenkirche: Katholisch und trotzdem normal
Mensch Günter, gestern habe ich in den Nachrichten gehört, dass die Vorsitzende der deutschen Katholiken die Abschaffung des Zölibats fordert. Dann kannst du ja auch noch auf deine alten Tage Pfarrer werden. Mensch Kollege!
Wer hat das gesagt? Die Vorsitzende? Ich wusste gar nicht, dass der Alois Glück eine Frau ist. Bist du da sicher, dass das in den Nachrichten war.
Oh, jetzt wird mir klar, dass ich da aus Versehen in die Nachrichten von vor 20 Jahren geraten bin. Ich hab mich schon über die komischen alten 80er Jahre Klamotten gewundert.
Aber du siehst. Das Thema ist noch immer aktuell. Es hat sich noch nichts getan. Nur das heute viele von denen, die das gefordert haben, längst resigniert haben.
Ihr feiert ja jetzt auch 50 Jahre 2. Vatikanisches Konzil. Ist das auch noch aktuell und hat sich da auch nichts getan?
Du sagst es. Wir debattieren um Dinge, die die Zeit längst überholt hat. Und vergessen dabei den Grundsatz des Konzils. Das Leben der Menschen ist der Ort Gottes. Das ist der Grundgedanke. Und wenn dann Leute wie die Piusbrüder sagen, dass Gott lateinisch spricht und der Priester ihn mit alten Gewändern vor den Menschen abschirmen muss, dann haben die nichts vom Konzil und ich glaube auch nichts von Gott kapiert.
Vielleicht ist dann euer Priestermangel nicht wegen des Zölibats, sondern weil Gott sich nicht länger abschirmen lässt. Je weniger Leute da sind, die ihn abschirmen, desto näher kommt er den Menschen.
Ja, deshalb feiere ich auch 50 Jahre Konzil. Als Verheißung, dass die Grundidee nicht verloren geht in all unserer Engstirnigkeit. Das Leben der Menschen ist der Ort Gottes.
Na ja und wenn du das in der katholischen Kirche nicht mehr erlebst. Ich hab ein Eintrittsformular in die evangelische Kirche immer für dich vorrätig.
Nee, ich bleib schon katholisch. Ich bin ein Kämpfer und ich bin auch gern katholisch. Und auch gerne anders. Aber genau deshalb ist es so gut und erfrischend, dass wir beide gemeinsam den Menschen erzählen: Das Leben der Menschen ist der Ort Gottes.
In diesem Sinn wünschen wir ihnen ein göttliches Wochenende, egal wo ihnen Gott begegnet.