Ansprache beim MehrWegGottesdienst: Klimawandel in die Herzen!

Es ist kalt geworden in Deutschland.

Endlich, endlich ist es kalt.

Wir hatten schon Sorge, der Sommer ende nie.

Witze haben wir gemacht, dass wir unterm Weihnachtsbaum grillen werden.

Und doch voll Sorge auf die Spiegel der Flüsse und Seen geblickt.

Ist das der Klimawandel? Werden die Prophezeiungen wahr? Werden unsere Kinder, unsere Enkel noch leben können in dieser Welt?

Es ist heiß geworden in Deutschland. Zu heiß. Diesen Klimawandel – gegen den müssen wir angehen, wo immer wir können.

Wir müssen unsere Erde, diese wunderbare Schöpfung Gottes, bewahren. Für unsere Kinder und Enkel.

Und doch: Es ist kalt geworden in Deutschland. Innerlich.

Die Welt geht den Bach runter, und wir? Uns lässt das kalt. Meistens.

Wir nehmen eine Plastiktüte weniger – früher haben wir die Ökos noch ausgelacht für ihre Jutetüten – und meinen, damit ist alles ok. Und buchen dann den nächsten Billigtrip auf die Kanaren. Weg aus der Kälte, nur weg.

Es ist kalt geworden in Deutschland. Ist das der Klimawandel – der Klimawandel in den Köpfen?

Menschlich kalt – oder war es das nicht schon immer?

„Ich first“. Ich zuerst. Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Mein Besitz.

Während die einen am Black Friday die Läden stürmen und an sich raffen, was sie kriegen können und was sie nicht brauchen,

verhungern woanders die Menschen.

Oder ertrinken vor unseren Küsten.

Es ist kalt geworden in Deutschland, und nicht nur in Deutschland. Das Klima hat sich gewandelt.

Wie kriegen wir es wieder warm?

Wie kriegen wir uns selbst wieder warm?

So leicht ist es zu jammern über die Kälte, die soziale Kälte, die Kälte draußen und überhaupt über alles, was schlecht ist in dieser Welt.

Aber … was macht uns wieder warm?

Was wandelt das Klima zwischen uns – hin zu mehr Wärme?

Lasst uns doch lieber darüber nachdenken.

Lassen wir die kalte Welt, das Jammertal, hinter uns.

Blicken wir voraus. Nach vorne.

Was macht uns wieder warm?

Was wandelt das Klima zwischen uns – hin zu mehr Wärme?

Das kurze Glücksgefühl vom Shopping vorgestern – das ist doch schon vergessen. Vorbei.

Denn wirklich Wärme zu verbreiten – dafür braucht es vor allem eines: Mut.

Mut – und Liebe.

Was macht uns wieder warm?

Wir wissen das doch eigentlich alle, was Jesus sagt. Wir kennen die Stelle. Das berühmte „Doppelgebot der Liebe“.

35 Einer von ihnen, ein Schriftgelehrter,

wollte Jesus auf die Probe stellen

und fragte:

36 »Lehrer, welches Gebot im Gesetz ist das größte?«

37 Jesus antwortete ihm:

»›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben

mit deinem ganzen Herzen,

mit deiner ganzen Seele

und mit deinem ganzen Willen.‹

38 Dies ist das größte

und wichtigste Gebot.

39 Aber das zweite Gebot ist genauso wichtig:

›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹

40 Diese beiden Gebote fassen alles zusammen,

was das Gesetz

und die Propheten

von den Menschen fordern.«

Das Doppelgebot der Liebe.

Ja, und eigentlich ist es ein Dreifachgebot:

  • Liebe Gott,

  • liebe deinen Mitmenschen,

  • liebe dich selbst.

Bei manchen hapert‘s ja gerade auch mit dem dritten:

Liebe dich selbst.

Vielleicht fangen wir damit erst mal an?

Tu dir selbst was Gutes.

Gönne es dir.

Und ich meine jetzt nicht den nächsten Fernseher, das neue tolle Handy oder die dritte Urlaubsreise in diesem Jahr.

Ich meine:

Was Gutes.

Zeit für dich.

Oder Zeit mit jemand anderem.

Ruhe und Stille.

Oder eine ausgelassene Feier.

Reden. Oder Schweigen.

Zeit mit Menschen

oder nur mit dir.

Liebe dich selbst.

Spüre, was du wirklich brauchst.

Nicht, was die Werbung dir einflüstert.

Spüre und finde die Wärme in dir.

Wandle dein inneres Klima.

Und dann erst, aber dann wirklich:

Liebe deinen Mitmenschen.

Wie dich selbst.

Liebe ihn oder sie.

Wandle das Klima zwischen euch.

Begegne allen, wirklich allen mit einem Lächeln.

Mit einem freundlichen Blick.

Sei achtsam mit ihnen.

Was brauchen sie?

Was kannst du geben?

Manchmal ist‘s nur ein kleiner Handgriff, der hilft.

Manchmal sind‘s viele Stunden und schwere, fast unerträgliche Wege, die ihr gemeinsam gehen müsst.

Vielleicht mit jemandem, der gerade heute um einen geliebten Menschen trauert.

Vielleicht mit jemandem, der keine Perspektive mehr sieht für sein Leben.

Begegne allen mit Liebe.

Denen, die du sowieso schon magst.

Denen, die du nicht ausstehen kannst.

Liebe deinen Mitmenschen.

Das ist nicht leicht, und doch: Es macht die Welt warm.

Und dann das dritte:

Liebe Gott.

Wie soll das gehen?

Was soll das heißen: Liebe Gott?

Ist das nicht irgendwie von gestern?

Gibt‘s den überhaupt?

Liebe Gott.

Von ganzem Herzen.

Vielleicht geht es so:

Wenn du dir in all dem Trubel,

in all den Anforderungen,

in all der Kälte

deinen eigenen warmen Ort gesucht hast,

wenn es warm wird in dir selbst,

wenn dein inneres Klima sich gewandelt hat,

dann wird er dich finden.

Dort.

Aber auch:

Wenn du verzweifelst am Leben,

wenn alles nur noch kalt erscheint,

kalt, grausam und ungerecht,

dann wird er dich finden.

Dort.

Und wird dein inneres Klima wandeln.

Denn Jesus war es,

der die ganze Kälte der Welt, die Sünde, den Tod, mitgenommen hat. Ans Kreuz.

Und der die Wärme zurückbrachte. Die Hoffnung. Das Leben.

Er war es, der das Klima der Welt gewandelt hat.

Vielleicht findest du Gott auch,

wenn du dich liebevoll deinem Mitmenschen zuwendest.

Denn in ihnen begegnet dir Gott.

So spricht Jesus:

Denn ich war hungrig,

und ihr habt mir zu essen gegeben.

Ich war durstig,

und ihr habt mir zu trinken gegeben.

Ich war ein Fremder,

und ihr habt mich als Gast aufgenommen.

36 Ich war nackt,

und ihr habt mir Kleider gegeben.

Ich war krank,

und ihr habt euch um mich gekümmert.

Ich war im Gefängnis,

und ihr habt mich besucht.‹

›Amen, das sage ich euch:

Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt –

und wenn sie noch so unbedeutend sind –,

das habt ihr für mich getan.‹

So lasst uns die Welt zu einem Ort der Wärme machen.

Lasst uns das Klima der Welt wandeln.

Fangen wir heute damit an.

Der Advent ist eine gute Zeit dafür.

Machen wir die Welt warm.

Sorgen wir für einen Klimawandel.

Einen Klimawandel in den Herzen.